Alkoholfreies Bier unter der Lupe
Alkoholfrei liegt im Trend, und die gute Nachricht für Biergenießer ist: Fast jede Biersorte könnte theoretisch auch in einer alkoholfreien Variante hergestellt werden. Besonders beliebt sind in Deutschland alkoholfreie Weizenbiere und alkoholfreies Pils sowie regionale Spezialitäten wie Alt und Kölsch. Immer beliebter werden auch alkoholfreie Biermischgetränke wie etwa „Radler alkoholfrei“. Alle in Deutschland gebrauten, alkoholfreien Biere entsprechen dem Reinheitsgebot und bestehen ausschließlich aus natürlichen Zutaten. Sie enthalten im Vergleich zu alkoholhaltigen und verschiedensten alkoholfreien Getränken wie Säften und Limonaden weniger Kalorien und sind somit der ideale Durstlöscher. Immer mehr Sportler greifen statt zu herkömmlichen Schorlen, Softdrinks oder Wasser zu alkoholfreiem Bier. Aus gutem Grund: Im Gegensatz zu diesen Getränken besitzen alkoholfreie Biere noch mehr wertvolle, für den Körper essentielle Inhaltsstoffe wie Mineralien, Vitamine oder Spurenelemente. Alkoholfreie Biere sind zu dem oftmals isotonisch, das bedeutet, dass sie vom Körper besonders leicht verwertet werden können. All diese Eigenschaften machen sie für solche Sportler immer interessanter, die durch den Genuss von alkoholfreien Getränken wichtige Nährstoffdepots nach sportlichen Aktivitäten auffüllen wollen. Aber auch für alle anderen Bierfreunde ist ein Alkoholfreies ein erfrischender Genuss.
Wie groß ist die Vielfalt alkoholfreier Biere her und wie hoch ist der Gesamtausstoß?
In Deutschland kamen die ersten alkoholfreien Bier erst vor gut fünfzig Jahren auf den Markt. Seit dieser Zeit ist der Absatz bis 2007 gleichgeblieben, ungefähr 2,3 Millionen Hektoliter haben die Deutschen jährlich davon konsumiert. Ab 2008 hat sich das Blatt eindeutig zugunsten der alkoholfreien Varianten gewendet. Es kam zu einem erstaunlichen Anstieg der Verkaufszahlen, ein Trend der bis heute anhält. So betrug der Gesamtausstoß 2020 rund 6,7 Millionen Hektoliter bzw. 670 Millionen Liter. Das entspricht einem Marktanteil von fast sieben Prozent im Lebensmittelhandel in Deutschland. Mittlerweile gibt es fast 7.000 Biermarken in Deutschland – mehr als 700 davon sind alkoholfreie Biere und Biermischgetränke. Neben klassischen Sorten wie Pils, Weizenbier oder Radler kommen immer mehr regionale Spezialitäten wie Kölsch und Alt als alkoholfreie Varianten auf den Markt. Das beliebte Helle sowie Craft-Sorten wie IPA (India Pale Ale) gibt es ebenfalls längst auch ohne Alkohol. Deutschlands Brauer sind damit weltweit führend bei der Herstellung hochwertigster alkoholfreier Biere.
Wie wird Alkoholfreies hergestellt?
Alkoholfreies Bier kann auf zwei verschiedene Weisen hergestellt werden. Entweder wird die Gärung bei dem Erreichen der Restalkoholgrenze von 0,5 Prozent gestoppt oder dem fertig gebrauten Bier wird nach dem herkömmlichen Brauprozess der Alkohol entzogen. Im ersten Fall tritt das Bier oftmals mit einer relativen Süße im Geschmack und einem deutlicheren Malzcharakter auf, da viel von dem enthaltenen Malzzucker nicht durch die Hefen vergoren wurde und somit noch enthalten ist. Bei der zweiten technologischen Möglichkeit wird dem Bier durch Erwärmen im Anschluss an den Brauprozess der Alkohol entzogen.
Warum sind im Alkoholfreien oft noch Spuren von Alkohol?
Bedingt durch die Herstellungsprozesse können alkoholfreie Biere bis zu 0,5 Volumenprozent Alkohol enthalten – Spuren von Alkohol, die jedoch so gering sind, dass sie keinerlei physiologische Auswirkungen auf den menschlichen Körper haben. Während in anderen EU-Staaten wie Frankreich oder Spanien ein doppelt so hoher Wert zulässig ist, dürfen als „alkoholfrei“ deklarierte Biere in Deutschland nur höchstens 0,5 % vol. enthalten. Dieser Wert gilt auch für alkoholfreie Weine und Schaumweine und liegt damit unterhalb demjenigen vieler anderer Lebensmittel wie Bananen, Sauerkraut, Essig, Kefir oder Traubensaft.
Wissenswertes für Autofahrer
Die Alkoholspuren, die in alkoholfreien Bieren enthalten sein können, sind sehr gering und haben erwiesenermaßen keine Auswirkungen auf den Organismus. Sie beeinträchtigen somit auch nicht das Fahrverhalten. Eine Studie der Universität Freiburg hat belegt, dass der forcierte Konsum von alkoholfreiem Bier (1,5 l/h) nicht zu Veränderungen der Blutalkoholkonzentration führt. Fazit der Studie: „Nach dem Konsum von alkoholfreiem Bier sind auch für Fahranfänger, für die (…) ein striktes Alkoholverbot gilt, keine negativen führerscheinrechtlichen Konsequenzen zu erwarten.“
Müssen Schwangere auf den Genuss von alkoholfreiem Bier verzichten?
In der Schwangerschaft sollte auf alkoholhaltige Getränke grundsätzlich verzichtet werden. Die Berliner Charité wie auch andere Institutionen erklären jedoch den Genuss alkoholfreier Biere für vertretbar. So wie schwangere Frauen auch unbeschadet Mischbrot und Fruchtsäfte mit minimalsten Alkoholspuren zu sich nehmen, so können sie auch gelegentlich ein alkoholfreies Bier genießen. Hier kommt es immer auf die Menge an. Wichtig ist, dass in der Schwangerschaft hauptsächlich Getränke wie Wasser oder Tee den Flüssigkeitsbedarf decken. (Weitere Informationen auf der Charité-Website hier)
Ist der Genuss von alkoholfreiem Bier für trockene Alkoholiker problematisch?
Ja. Alkoholkranke sollten kein alkoholfreies Bier konsumieren. Wenngleich die Alkoholspuren physiologisch unbedenklich sind, wie u.a. eine Meta-Studie der Landesnervenklinik Andernach belegt, und als alleinige Ursache entsprechend nicht zu einem Rückfall führen würden, sind es vielmehr die dem normalen Bier physiologisch ähnlichen Merkmale wie Aussehen, Geschmack und Geruch, die für diesen bestimmten Betroffenenkreis problematisch sind.
Müssen geringe und geringste Spuren von Alkohol in Getränken gekennzeichnet werden?
Nein. Die minimalen Spuren von Alkohol haben keinerlei Auswirkungen auf den Körper. Aus diesem Grund ist eine Kennzeichnung von alkoholfreien Bieren, Fruchtsäften, Erfrischungsgetränken oder Milchprodukten seitens des Gesetzgebers nicht vorgesehen. Weil dem Deutschen Brauer-Bund größtmögliche Transparenz für die Verbraucherinnen und Verbraucher ein wichtiges Anliegen ist, rät er seinen Mitgliedsbetrieben aber zu einer freiwilligen Kennzeichnung der als „alkoholfrei“ deklarierten Produkte.
Welche Lebensmittel enthalten ebenfalls Alkohol?
Vielen Lebensmitteln ist gemein, dass bei ihnen wie bei alkoholischen Getränken eine Gärung stattfindet. Hefezellen, die in der Natur fast überall vorkommen, beziehen ihre Energie aus dem Abbau von Zuckern, wobei Ethanol und Kohlendioxid entstehen. Gewisse Mengen an Alkohol entstehen auch bei der Milchsäuregärung. Ebenso werden Spuren von Alkohol auch als Trägersubstanz bei der Herstellung von Aromen verwendet. Damit enthalten eine Reihe von Lebensmitteln Alkohol. Beispielhaft sind zu nennen:
Essig | 3 Gramm pro Liter |
Mischbrot | 2-4 Gramm pro Kilogramm |
Kefir | 6 Gramm pro Kilogramm |
Königskuchen | 6,2 Gramm pro Kilogramm |
Sauerkraut | 2-8 Gramm pro Kilogramm |
reife Bananen | 6 Gramm pro Kilogramm |
Apfelsaft | 2 Gramm pro Liter |
Traubensaft | 3 Gramm pro Liter |
(4 Gramm Alkohol/Liter entsprechen 0,5 % vol)